Stell dir mal vor, …

… da steht jemand vor dir und tut völlig selbstverständlich, was du dir nie trauen würdest. Nur aus Angst davor, dass es nicht so gelingt, wie du es dir vorstellst. Oder du hast ständig im Kopf, was denn wohl die Anderen über dich denken könnten. Bewertungen. Selbstzweifel. 

Wie ich darauf komme? Ich hatte heute Nacht einen Traum. Ich erinnere mich nur noch an wenig, aber das war sehr verwirrend. 

Ich stand in der Küche meines Opas? Sie war nur 2 x 2 Meter groß, mit einem Fenster, welches zur Rückseite des Hauses auf einen gemütlichen Holzspielplatz umsäumt von großen Bäumen. Ich erkannte die Küche in meinem Traum sofort wieder. Typisch für meinen Opa war, dass er sämtliche Alltagshelfer hatte, die man sich vorstellen kann. Überall waren kleine Holzregale, die er selbst gebaut hatte. Er war ein absoluter Macher. Liebevoll, hilfsbereit, stark und stolz,  bis zum letzten Tag. Er starb mit 78 Jahren am Valentinstag 2008. Ich stand nun also in seiner Küche, werkelte rum und verhedderte mich in irgendeiner Lichterkette, die quer durch den Raum hing. Mein Opa kam rein, um mir zu helfen. Ich sah ihn an und war im ersten Moment völlig erschrocken. Er hatte seine grauen Haare zum Zopf gebunden, trug Jeans, eine Lederweste und eine Sonnenbrille. Was aber am merkwürdigsten war, dass er ein Septum Piercing trug. Er lächelte mich an und nahm mich ganz sanft in den Arm. Dann wachte ich auf. Ich glaube, er wollte mich daran erinnern, mich wieder selbst zu finden. Unabhängig vom Außen

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Selbstaufmerksamkeit und die Spotlight-Illusion

Ich sprach den Gedanken, was andere über mich denken könnten, mal laut aus und bekam von meiner Tochter die Antwort: “Glaub mir, so wichtig bist du nicht, dass andere darüber nachdenken, wie du aussiehst, was du tust oder eben auch nicht”. Damit hat sie völlig recht. Man nennt das auch den Spotlight-Effect. Menschen überschätzen massiv, wie stark andere auf sie achten. Das führt dazu, dass man sich, wenn man allein in der Öffentlichkeit ist, beobachtet und bewertet fühlt – obwohl die meisten gar nicht hinschauen. 

T. Gilovich, zeigt experimentell in The Spotlight Effect in Social Judgment, dass Menschen glauben, ihre Handlungen würden viel stärker auffallen, als es tatsächlich der Fall ist.

Es geht schon bei der Kleidung los. Ich war mal mit einer ganz wundervollen Frau essen. Sie ist sehr elegant, sportlich, fest im Job und ihr Partner ist mehr als 10 Jahre jünger als sie. Wir trafen uns, um ein gemeinsames Projekt zu planen. Im Laufe des Abends unterhielten wir uns auch über Privates. Wünsche, Träume und die Zwänge, die man sich selbst auferlegt, oft geprägt durch das Außen. Sie erzählte mir, dass sie unglaublich gern Hüte tragen würde, es sich aber nicht traut. Zumindest nicht alleine. Wenn sie mindestens zu zweit wäre, würde sie es tun. Auch die Tatsache, dass ihr Partner etwas jünger ist, hätte sie fast daran gehindert, sich auf diese Liebe einzulassen. Sie sind ein ganz herzliches Paar, schon seit sehr vielen Jahren.

Oft höre ich auch: “Das möchte ich unbedingt mal tun, aber allein macht es mir keinen Spaß.” Das finde ich so schade, denn man versagt sich doch selbst so unendlich viel. So viel Freude, die man nicht erlebt. So viele Träume, die durch diesen Gedanken sterben. Wenn man erstmal losgeht, wird man feststellen, dass da noch so viele Menschen mehr sind, die das gleiche wie du wollen. Die mit 50 noch anfangen wollen zu surfen zu lernen. Mit 60 ein Buch schreiben. Als Frau allein verreisen. Mit dem Camper wild parken und dort übernachten. Als Frau einen Buzz cut tragen. Oder auch einfach nur allein ins Kino oder essen gehen. Ein Date mit sich selbst. 

Warum brauchen wir immer noch jemanden an unserer Seite, um mehr Mut zu fassen? Wo ist das Vertrauen zu uns selbst verloren gegangen? Jedes Kind kommt frei und unbefangen auf diese Welt. Wann ist der Zeitpunkt, wo die Leichtigkeit verloren geht?

Dinge allein zu tun, gibt uns Freude, Selbstvertrauen und Wachstum. Sie lassen uns aus unserer Komfortzone rausschauen und strahlen. Man hat etwas zu erzählen über den schnöden Smalltalk hinaus. Wenn das nächste mal die Stimme in die ganz leise flüstert, “komm, das machen wir jetzt einfach mal” dann höre auf sie und spüre den Stolz und die Freude, die direkt hinter deine Angst auf dich warten.

Was wäre, wenn die Midlife Crisis gar keine Krise ist, sondern einfach nur das Erwachen und denken “Scheiß doch drauf, was andere von mir denken. Ich gehe endlich wieder leben.” Noch viel schöner ist es, wenn man sich gar nicht erst verliert, in all dem Lauten, was uns von unserer Seele trennen möchte.

Eure Andrea

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