Hab so einige Jahrzehnte gebraucht bis ich das verstanden habe.
Wenn ich an das Thema Selbstliebe denke, spüre ich ein warmes und gleichzeitig mulmiges Gefühl im Bauch. Warm, weil ich weiß, wie kraftvoll und wichtig sie ist. Mulmig, weil es für mich persönlich ein wahnsinnig schwieriges Thema ist, an dem ich jeden Tag arbeite – mal mehr, mal weniger erfolgreich.
Selbstliebe bedeutet für mich, mich selbst mit all meinen Ecken und Kanten zu akzeptieren, so wie ich bin. Den nagenden Zahn der Zeit als gegeben hinzunehmen. Und nicht nur das: Es bedeutet auch, mich bewusst dafür zu entscheiden, meinem Körper zu danken, für alles was er so mitmacht und mich selbst mal auf Stufe 1 zu stellen – emotional, körperlich und mental. Aber ganz ehrlich? Das klingt so einfach, oder? Und ist ja auch völlig logisch. Ich kann nur mit voller Kraft für Anderen da sein, wenn es mir selbst gut geht. Wir kennen ja alle die Geschichte mit der Atemmaske im Flugzeug.
Wichtig ist mir hier eine Sache klarzustellen: Selbstliebe hat nichts mit Selbstverliebtheit zu tun. Während Selbstverliebtheit oft egoistisch ist und darauf basiert, sich über andere zu stellen, ist Selbstliebe das genaue Gegenteil. Es geht darum, sich auf Augenhöhe zu begegnen – mit sich selbst und anderen. Selbstliebe ist nicht laut, sondern leise, nicht fordernd, sondern liebevoll.
Ich habe lange drüber nach gedacht, warum es mir so schwer fällt im Zwischenmenschlichen und Partnerschaftlichen gute Beziehungen aufzubauen. Je älter ich wurde, um so blöder und komplizierter gestaltete sich für mich das Thema. Das ich mit mir selbst immer kritischer und unzufriedener wurde und ständig an mir rumgenörgelt habe, brachte ich jedoch nie in Verbindung mit den auch so schlechten Beziehungen im Außen. Und ZACK – schon mit Mitte 40 kam die Information dann endlich bewusst bei mir an. Unbewusst um die Ohren gehauen bekam ich sie schon 20 Jahre länger. In den immer schwieriger werdenden Phasen meines Lebens habe ich gemerkt, wie sehr mein innerer Kritiker das Sagen hat. Diese fiese, kleine Stimme, die mir einreden will, ich sei nicht genug. Nicht hübsch genug, nicht erfolgreich genug, nicht liebenswert genug.
Erst als ich anfing, mich mit dem Thema Selbstliebe auseinanderzusetzen, wurde mir klar, dass sie die Basis für alles ist – für jede Beziehung, die wir im Leben führen. Denn wie sollen wir jemandem anders Liebe und Verständnis schenken, wenn wir uns selbst nicht lieben können? Es ist wie ein Gefäß: Wenn wir unser eigenes Gefäß nicht füllen, können wir nichts an andere weitergeben.
Selbstliebe – einfacher gesagt als getan
Ich gebe zu: Selbstliebe ist ein großes Thema. Und es ist eines, das für mich immer wieder ins Wanken gerät. Es gibt Tage, da kann ich in den Spiegel schauen und mir sagen: „Ich mag dich. Du bist gut, so wie du bist. Du bist genug.“ Und dann gibt es Tage, an denen ich vor dem Spiegel stehe und nur Fehler sehe.
Was mir jedoch immer klarer wird: Selbstliebe ist ein Prozess. Kein Ziel, das man einmal erreicht und dann abhaken kann. Und vor allem: Es ist ein tägliches Üben und dran bleiben.
Wie steht es um deine Selbstliebe? – Ein kleiner Test
Stelle dir folgende Fragen:
- Kannst du Komplimente annehmen, ohne dich unwohl zu fühlen?
- Nimmst du dir regelmäßig Zeit nur für dich – ohne schlechtes Gewissen?
- Verzeihst du dir selbst Fehler oder nagst du noch lange daran?
- Sprichst du mit dir selbst liebevoll oder eher kritisch?
- Hast du das Gefühl, du bist genug, so wie du bist?
Wenn du bei den meisten dieser Fragen ins Grübeln kommst, ist es vielleicht Zeit, dich mit deiner Selbstliebe zu beschäftigen.
Mein kleiner Selbstliebeguide: 5 Übungen für den Alltag
Spiegelarbeit
Stell dich vor den Spiegel, schau dir in die Augen und sage dir etwas Nettes. Es fühlt sich am Anfang komisch an, aber es hilft!
Dankbarkeitstagebuch
Notiere dir jeden Abend etwas was du an dir magst und was dir am Tag gut gelungen ist. Es muss nichts großes sein.
Zeit für dich selbst
Plane dir bewusst Zeit nur für dich ein. Egal ob ein Spaziergang, ein gutes Buch oder ein heißes Bad – Hauptsache, es tut dir gut. Und cancle auf keine Fall dieses Date für Alltags Todos.
Negative Gedanken hinterfragen
Wenn du dich dabei ertappst, schlecht über dich selbst zu denken oder schlecht mit dir zu reden halte kurz inne und frage dich: „Würde ich so mit meiner besten Freundin reden?“
Deine Erfolge feiern
Auch kleine Erfolge sind es wert, gefeiert zu werden. Sei stolz auf dich und feiere dich selbst!
Buchempfehlung
Falls du tiefer in das Thema eintauchen möchtest, empfehle ich dir das Buch „Heirate dich selbst“ von Veit Lindau. Es hat mir die Augen geöffnet, wie wichtig es ist, mit uns selbst im Reinen zu sein.
Selbstliebe ist und bleibt für mich ein großes Thema. Aber ich merke: Jeder kleine Schritt in diese Richtung fühlt sich unglaublich gut an.
Deine Andrea